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Live from New York City

Live from New York City

January, 2008

Die niemals schlaeft

January 20, 2008

So, liebe Leserinnen und Leser, ich bin ruebergemacht. Und zwar in die Stadt, die niemals schlaeft. Ich hingegen habe aufgrund des Zeitsprungs sehr viel geschlafen, von gestern 7.00 pm bis heute frueh 8.00, New Yorker Zeit natuerlich. Mit drei dummen Vorurteilen wollen wir doch mal direkt im ersten Beitrag aufraeumen: Amis sind fett - Unfug, alle schlank hier, Tausende am joggen selbst bei der Kaelte. An jeder Ecke gibts Burgerking - auch Quatsch, an jeder Ecke gibts Starbucks, Burgerking musste ich suchen. Und: EC-Karten taugen hier zum Geldabheben an Bankautomaten, sieht erstmal nicht so aus. Nunja, vll. faellt mir ja beizeiten der PIN der Kreditkarten wieder ein. Auf Bebilderung musst Du leider auch noch warten, das es kleinere technische Unzulaenglichkeiten mit dem WIFI-Access im Hotel gibt. Aber da ich ja weiss, dass Du eher auf kluge Worte als auf bunte Bilderchen wert legst, koennen die auch nachgereicht werden. Da ich ja mehrfach versprochen habe, mir ausgesprochen verrueckte Bekleidung zu kaufen, habe ich heute bereits einen ausgeflippten Stoffbeutel ‘I Love NY’ erworben. Zu dessen Message ich nach dem ersten Tag auch uneingeschraenkt stehe.

Noch etwas ganz anderes in eigener Sache: Wie mir fernmuendlich mitgeteilt wurde, kam es beim letzten Montagstreffen des kleinen Bruders von Olifani, dem befreundeten Hoster blogsport, zu leichten Ausschreitungen entzueckter Anhaenger wegen angebrachter Starblog-Aufkleber. Ein fanatischer Fan liess sich gar dazu hinreissen, einen Aufkleber von einer schmierigen Toilettenwand abzuschaben, um ihn auf seine Jacke als Werbetraeger kleben zu koennen. Liebe Leute: Es sind genug fuer alle da! Es ist nicht noetig, jegliche Hygienevorschriften zu missachten, um an die beliebten Starblogsticker zu gelangen und seine Verbundenheit mit dem internationalen Unterhaltungsmagazin beweisen zu koennen. Also: Abwarten, der naechste Blogsportmontag kommt bestimmt und neue Aufkleber natuerlich auch. Jetzt fahr ich aber erstmal nach Brooklyn.

eye to eye, station to station!

January 21, 2008

The United States of America sind nicht nur das Land der unbegrenzten Moeglichkeiten, sondern auch der unendlichen Jugendlichkeit! Als ich mir gestern ein sehr gefaehrliches Bier kaufen wollte, musste ich mein Alter ansagen und beweisen, um dieses auch tatsaechlich an mich nehmen zu duerfen. So laeuft das hier! Und das ist auch ganz ausgezeichnet so, da es mein Selbstbewusstsein ungemein anhebt. Leider habe ich noch keine von den angeblichen vielen Homobars entdecken koennen, um mein wiedergewonnenes Selbstbewusstsein auch direkt auf die Probe stellen zu koennen. Ein weiteres Vorurteil, welches wir also flugs ueber Bord werfen. Und noch eins nachgereicht: New Yorker wuerden sich trendy anziehen. New Yorker tragen tatsaechlich Puma, The North Face oder unsaegliche New Balance Klamotten. Auf dem Kopf ein Basecap mit dem Namen ihrer Stadt oder Schlappenschapkas und dazu eine Sonnenbrille mit dicken Plasterahmen. Die trendigen Maedchen sehen hier aus wie die aus dem Magnetclub, trendigen Typen haben einen Stoppelbart. Also alles wie gehabt. Mit meiner spassigen Pudelmuetze und der Pornosonnenbrille mit Metallrahmen bin ich hier wenig angesagt, was in Berlin allerdings nicht anders ist. Allerdings wurde ich gestern dreimal nach dem Weg gefragt, was meine Urbanitaet beweisen koennte. Oder man vermutet in Touristen grundsaetzlich Besitzer eines City Maps. Die Globalisierung hat auch noch schmerzhafte Luecken. Als ich gestern auf der Suche nach Tempotaschentuechern ein hiesiges Drogeriegeschaeft aufsuchte, musste ich feststellen, dass es sich bei ‘DM’ um einen kleinen Schiss handelt. Und das sage ich als ausgesprochener Fan von DM-Drogeriemaerkten in dem Bewusstsein, dass es nicht besseres in der Bundesrepublik gibt. Der hier allerdings war in zwei Etagen und hatte ein Angebot, welches nicht zu toppen ist. Wenn es an einer Ecke Taschentuecher gibt, heisst es nicht, dass es in 3 anderen Ecken nicht auch welche gibt, allerdings andere zu anderen Preisen und mit anderen Eigenschaften. Dieses Nichtprinzip laesst sich auf alle anderen Artikel uebertragen und macht einen Ueberblick fuer den Uneingeweihten wie mich komplett unmoeglich. Zumindest habe ich unbekannte elektrische Zahnbuersten entdeckt und werde mit grosser Wahrscheinlichkeit einige erwerben, da mir technisches Spielzeug und gepflegte Zaehne ein Herzensbeduerfnis sind. Nicht feststellen konnte ich bisher, dass bei einer Fahrt mit der Subway alle paar Stationen die Nationalitaeten wechseln sollen. Vermutlich bin ich auch zu wenig sensibilisiert fuer solche Art Bodycounts, als dass es mir auffallen wuerde. Gelinde gesagt, halte ich das auch fuer ein rassistisches Vorurteil. Allerdings beschraenken sich meine Erfahrungen bis jetzt fast ausschliesslich auf Line E und ein winziges Stueckchen C. Sicherlich fragst Du Dich, lieber Leser und Leserin, woher ich denn diese vielen Vorurteile ueberhaupt beziehe, die ich hier eins nach dem anderen zerschmettere. Die Antwort ist denkbar einfach: Es handelt sich groesstenteils um Hinweise aus dem ‘Vis A Vis’ Reisefuehrer New York Ausgabe 2007. Nunja, 448 gut gefuellte Seite, da kommt einiges zusammen. Sind wir also gespannt auf die naechsten Tage. Welche Componente der Starbucks-Sandwiches meine zarte ostzonale Oberlippe in einen merkwuerdigen Zustand versetzt, ist auch noch in weiteren Selbstversuchen festzustellen. Sollte der amerikanische Supermulti hier ein Mittelchen einsetzen wollen, welches abhaengig macht, bei mir allerdings eine Allergie ausloest?

A castle in the sky, one mile high

January 22, 2008

Haette ich doch besser auf die Hinweise von ‘Vis A Vis’ gehoert: Bestimmte Gegenden meiden! Wurde ich doch in Brooklyn von einer gefaehrlichen Jugendgang angefallen. Die Gang bestand allerdings aus lediglich einem Mitglied vermutlich aus den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts und beeindruckte mich neben einer listigen Koerpergroesse von ca. 1.60m mit den vorgetragenen Hinweisen, dass ich irgendwas ficken solle. Ob das nun mich selbst, meine oder seine Mutter, Ihn oder einfach nur der unbeholfen artikulierte Wunsch nach Entfernung meiner Person war, wurde nicht ganz klar. Auf der Brooklyn Brigde habe ich auch die ersten anderen erkenntlichen Touristen ausserhalb des Hotels getroffen und musste mehrere Positionsfotos von ihnen mit ihren Kameras machen. Man kennt ja diese Fotos, Mutti mit New York im Hintergrund und sowas. Say cheeeeeeese! Von mir wuerde uebrigens auch so eins gemacht, ich bin sehr stolz auf meine Tapferkeit. Der Reisefuehrer, um auf das ueberstrapazierte Thema zurueckzukommen, ist natuerlich nicht fuer Personen gedacht, vor denen, zumindest vor einigen Jahren, die autonome Szene des haertesten Berliner Bezirks abgekuscht hat. Also zumindest hat man sich das so eingebildet. Da ausdruecklich erwaehnt wurde, Harlem zu meiden, fuehrte mich der naechste Weg der Selbsterfahrung dorthin. Nunja, zumindest fuhren die Bullen im Zug mit und ich war das einzige Weissbrot inside. Oben ausgestiegen, konnte die Ehre der Bank of America und der EC-Karte wieder hergestellt werden. Es ist hier sehr wohl moeglich, Geld mit einer EC-Karte am ATM zu erhalten. Der Dialog und der Habitus am Geraet ist etwas anders, EC wird auch nirgends als zugelassen erwaehnt. Vor der Bank skandierte mehrere Personen ‘enough is enough!’, was mich zunaechst erstaunte, da ich soviel Geld gar nicht abgehoben hatte. Die Massstaebe sind hier natuerlich verschieden. ‘Enough is enough!’ meinte aber Maersche von Lynch Mob Racists und bei den lautstarken Personen handelte es sich um ‘The Harlem Revolution Club’, welches mir auf einem gereichten Flugblatt mitgeteilt wurde. Es wuerde mich uebrigens nicht wundern, wenn wir dieses Flugblatt leicht modifiziert und mit halbjaehrlicher Verspaetung in einer Spartakist-Ausgabe zu lesen bekommen. Vorausgesetzt natuerlich, wir lesen Spartakist, was zumindest bei mir eher nicht der Fall ist. Gekauft habe ich heute auch wieder was, unter anderem ausgeflippte Socken und ausgflippte Boxershorts, beides von Calvin Klein. Gibt’s ja bei uns nicht so. Eine Hose hatte ich noch anprobiert, hat mir aber nicht so gefallen. Chucks, die flachen, kosten 40 $, was mir doch unglaublich billig vorkommt. Du merkst schon, das verflacht jetzt hier etwas, wird aber in den naechsten Tagen noch schlimmer, da ich sehr viel shoppen muss. Und: es gibt Corona Light! Wobei es eigentlich alles in Light und Diet gibt, wunderbar ist das. Amerika, das Land der Gesundheit!

Hier noch ein Bild, bei dem jeder ordentliche Antideutsche (Hardcorefraktion) feuchte Augen bekommt, was auch die Frage nach der Taschentuechersuche erklaert:

We’ll go roaming in the night

January 23, 2008

Zustaende wie in der Volksrepublik: Ein Mcdonalds komplett in chinesisch, inklusive Personal und Gaeste. Das gibt’s hier in Soho. Dort bin ich auch zum New Yorker mutiert, ich habe mir eine Schlappenschapka gekauft, von einem chinesischen Laden, versteht sich. Soho wirkt ansonsten wie ein Prenzlauer Berg mit Charlottenburger Charme, haufenweise schraege Boutiquen, in denen es ueberteuerten Ramsch zu kaufen gibt. Vom Projekt, verrueckte Oberbekleidung fuer mich zu erwerben, muessen wir uns vermutlich verabschieden. Hier gibt’s einfach keine. Wuerde es in der Zielstellung um Baseballklamotten gehen, haette ich schon Saecke voll. Aber das lassen wir mal schoen. Der Besuch auf dem Empire State Building empfiehlt sich entgegen bestimmter Hinweise auch tagsueber, es gibt kaum Besucher, geschweige denn Schlange. Setzt man die Gebuehr fuer die Aussicht (19$) mal ins Verhaeltnis zu der von der Dresdner Frauenkirche, so ist das ein echtes Schnaeppchen. Ich moechte jetzt gar nicht anfangen, das in Metern umzurechnen oder auf die Flaeche der zu besichtigenden Stadt. Bei jedem Besuch in einer ordnungsgemaessen Grossstadt mit Ubahn frage ich mich uebrigens, warum Berlin das Fahrkartensystem hat, dass es eben hat. Der Kauf und Entwertung beruhen komplett auf dem Prinzip des Vertrauens in den Fahrgast, dieser Vertrauensvorschuss wird anschliessend mit einem Heer aus Kontrolleuren offensiv und penetrant ueberprueft. Und moeglichst auch so, dass sich der Fahrgast dabei vorkommt wie ein Schwerstverbrecher. Dieses Konstrukt kann eigentlich nur dem zutiefst deutschen Wunsch nach Kontrolle, germanoarchaischer Technikfeindlichkeit, diebischer Freude beim Ertappen eines Uebeltaeters und nicht zuletzt Arbeitsbeschaffung zu Niedrigstloehnen entspringen. Anders ist es nicht zu erklaeren, warum nicht wie in jedem zivilisierten Land einfach ein Tuerchen vorm Bahnhof ist, welches nur mit Fahrschein wie hier oder mit Kleingeld wie anderswo aufgeht. Sportsachen habe ich jetzt auch fuer die naechsten 10 Jahre, was dem grossen Lauf am 6. April noch eine gewisse politische Wuerze verleiht. Das Olifani-Team tritt dann ja im Halbmarathon gegen Deutschland an, da letzteres ohnehin auf den Muellhaufen der Geschichte gehoert, steht der Sieger jetzt schon fest. Und das die Deklassierung in uniformartiger Sportswear erworben an der Ostkueste Amerikas vollzogen wird, macht es besonders delikat. Schauen wir mal, in welche Erklaerungsnoete ich am Zoll geraten werde. Stimmt die Angabe von 175$, koennte es unter Umstaenden etwas knapp werden.

Let’s say you made a deal with me And I got your name and your home address

January 24, 2008

In irgendeiner Fernsehsendung vor einigen Wochen habe ich gesehen, wie ein Deutscher seinen USA - Besuch ueber einen Wochenmarkt in Muenchen fuehrte und die Weisheit zum Besten gegeben wurde, dass dies fuer Amerikaner was ganz Aussergewoehnliches sei, da es dort sowas nicht gaebe. Wenn dem so ist, dann habe ich heute eine Weltpremiere erleben duerfen - Markttag auf dem Union Square, Feilbietung diverser landwirtschaftlicher Produkte an ca. 50 Staenden. Die Staende akzeptierten auch Credit Cards. Sollte man auf dem Boxhagener auch einfuehren. Der Union Square ist auf Grund der symetrischen Strassenanordung einer der wenigen Plaetze Manhattans. Ampeln haben eher Hinweis-Charakter, Strassenschilder gibt es kaum, die meisten Strassen sind Einbahnstrassen. Ueberraschend viele deutsche Autos, wobei ein 500 SE hier eher wie ein Mittelklassewagen wirkt. Soviel zum Thema Strassenverkehr. Ich war heute hauptsaechlich shoppen und habe auch einiges erbeuten koennen. Ein freundlicher Verkaeufer machte mich darauf aufmerksam, dass es die Hose, die ich bei ihm kaufe, im Laden gegenueber deutlich cheaper geben wuerde. Noch freundlicher waere es natuerlich gewesen, wenn er das vor dem Bezahlvorgang erwaehnt haette. Mir ist schon klar, dass ich ein dummer Tourist bin und die Pflicht besteht, mich abzurollen. Nachtreten ist allerdings ueberfluessig. Ein sehr schoenes Kuehlschrankmagnetset mit allen amerikanischen Praesidenten seit Ronny Reagan wechselte ebenfalls in meinen Besitz. Wunderbar geschmackvoll! Ein kurzer Abstecher in The Bronx ist wenig erwaehnenswert, nichts Spektakulaeres passiert, ermordert wurde ich auch nicht. New York ist die Stadt des Laerms. Was hier nicht ordentlich Krach macht, existiert nicht. Das Schieben eines Muellcontainers auf Rollen Richtung Muellauto ist im 15. Stock des Hotels bei geschlossenem Fenster so laut, dass ich davon aufwache. Ganz zu schweigen vom Muellauto. Die Geraeuschkulisse eines Laubpusters wuerde einem kleinen Duesenflugzeug zur Ehre gereichen, eine Baustelle einem kompletten Flughafen. Wer arbeitet, muss grundsaetzlich richtig laut sein. Ich glaube nicht, dass es hier irgendeine Vorschrift zur Laermbegrenzung gibt. Uebrigens ist es so, wie es immer ist: Den ganzen Tag irre ich durch die Stadt und der beste Laden ist direkt gegenueber vom Hotel.

If I disappear will I be missed?

January 25, 2008

Nach einer Woche wirds dann langweilig. Irgendwie bilde ich mir ein, alles gesehen zu haben. Ich ueberlege nicht mehr, ob ich uptown oder downtown muss, ich ueberlege nicht mehr, in welcher Gegend ich bin und ob ich schonmal was Gefaehrliches ueber diese gehoert habe. Ich ueberlege auch nicht mehr, ob man mich fuer einen Touristen haelt und ob ich das einzige Weissbrot in der Ubahn bin. Nicht jedes gelbe Taxi erregt meine Aufmerksamkeit. Ich versuche nicht mehr, die Gespraeche in der Ubahn zu belauschen. Ich mache Experimente mit der Sprache. Mein Koffer geht auch nicht mehr zu, kaufen kann ich nichts mehr. So schnell kann das gehen. Es wird Zeit, dass ich zurueckkommme.

Schoen alles

January 26, 2008

So, da bin ich wieder. Ich hab mich im Flugzeug mit schlechtem Rotwein betrunken, so ging die Zeit schnell vorbei.

Und damit ich auch direkt wieder weiss, wo ich bin, beleidigte Rene Bethage durch sein Erscheinen am Flughafen Tegel mein Augenlicht. Bisschen fetter als auf dem Bild geworden. Meine Guete, da ist man eine Woche nicht da und komplett nicht mehr up2date. Zum Glueck ist das Finale vom Dschungelcamp erst heute und Bata Illic ist noch dabei.