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b.b.m.

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January 13, 2007

Die Liebknecht-Luxemburg-Demo hat eigentlich alles von dem Reiz verloren, welchen sie Anfang bis Mitte der 90er Jahre auf Klaus Peter ausueben konnte. Damals verabredeten man sich taetsaechlich zu dieser Demo und sie stellte neben Silvester, dem 1. Mai und dem 20. April einen der fixen Jahreshoehepunkte fuer selbsternannte Strassenkaempfer dar. Wobei es Klaus Peter und seinem Umfeld viel weniger um den Anlass und die historische Brisanz der Demo ging als vielmehr um das Propagieren einer Art militanten Sozialismus. So nannten sie es jedenfalls, wobei die Begrifflichkeit sehr wenig definiert war und eher in zuegellosem Aktionismus auf der Frankfurter Allee interpretiert wuerde. Eine dieser Demos war uebrigens die einzige Demo der Menschheitsgeschichte, auf der Klaus Peter eine Fahne trug, jedoch nur geliehen und Klaus Peter schaffte es auch nur ca. 500m , als er mit dieser gegen einen Polizeibeamten kollidierte, der das Tragen der Fahne als untruegliches Erkennungszeichen des Uebeltaeters an seine Kollegen weitergab. Um den Strafverfolgungsbehoerden keinen Vorschub zu leisten, wanderte die Fahne in deren Richtung und Klaus Peter in die graue oder vielmehr schwarze Masse der Szenedemonstranten. Schade um das schoene Stueck, es handelte sich um einen Eigenbau mit kurzem, aber sehr stabilem Holzgriff und Stoff in reinroter Ausfuehrung dem Anlass entsprechend. Die damals noch in der Unterzahl befindlichen Mitglieder diverser Kleinst-K-Gruppen und proletarischer Kaderparteien versuchten zwar vereinzelt, die von ihnen ausgemachten Stoerer zur Ordnung zu rufen ; dies ueblicherweise mit der Parole ‘Hoert auf zu provozieren !’ und nur mit maessigem Erfolg und auch haeufig nicht ohne entsprechende Belehrungen und Blessuren zu erhalten. In der Logik der Kaderkommunisten konnte Klaus Peter nur ein bezahlter Agent von irgendwas oder ein getarnter Zivilbeamter sein, welcher die moralische Unversehrtheit der Manifestation durch sein Verhalten diskreditierte. Zu den beliebteren Opfern gehoerten, ebenfalls dem Anlass entsprechend, die Mitglieder der Partei, welche die zu ehrenden Vorkaempfer ermorden liessen und in beispielhafter Geschichtsknitterung ebenfalls auf dieser Demonstration zugegen waren. In eine solche Auseinandersetzung geriet leider auch ein bereits damals bekannter ‘Schreiberling’, der faelschlicherweise im Eifer des Gefechts fuer einen Verteidiger der Noske-Erben gehalten wurde. Bei eben dieser Demo spielte sich genau das ab, was auf autonomen Events zumindest zu dieser Zeit vollkommender Usus war, die Polizei provozierte eine kleine Auseinandersetzung und versuchte dann, die Demo aufzuloesen. Peinlicherweise befanden sich auf dieser Demo jedoch nur sehr wenige Demonstranten, die mit diesen Gepflogenheiten wirklich vertraut waren. So hatte die Berliner Polizei, welche mit einigen Hundertschaften den Vorplatz des Friedhofs stuermen wollte, den empoerten Anhang der SED-Nachfolger gegen sich. Kurios zu sehen, wie Plattenbaurentner mit Krueckstoecken auf Polizisten schlugen oder Damen im besten Alter und Lehrerinnen-Style Baumaterial als Barrikade auftuermten. An eben dieser befand Barrikade befand sich kurze Zeit spaeter eine Polizeiwanne eingeklemmt und eine kleine Menschenansammlung empoerter Steuerzahler um diese, welche ihrem Unmut lauthals Luft machen. Jedoch verstummten diese unmittelbar, nachdem Klaus Peter mit einer Baustange ausgeruestet forschen Schrittes auf das Fahrzeug zutrat. Die Menschenansammlung zerstreute sich urploetzlich und Klaus Peter befand sich zu dritt gegen die Besatzung der Wanne. Wobei die Baustange schon mitgerechnet ist und offensichtlich doch ausreichenden Eindruck erzeugte, so dass die Tueren des Transporters nicht geoffnet wurden. Zumindest nicht von innen, auf der anderen Seite machte sich die Dame im Lehrinnenstyle an dieser zu schaffen und versuchte den Fahrer vom Lenkrad zu ziehen, waehrend dieser sich verzweifelt daran festklammerte. Prinzipiell scheint es fuer diese Leute keinen groesseren Tabubruch zu geben als der Sturm auf ein sozialistisches Heiligtum, in diesem Fall der Friedhof in Friedrichsfelde. Nur so laesst sich dieser wuetende Ausbruch proletarischen Bewusstseins erklaeren, der sich insbesondere im Osten ueblicherweise andere Ziele suchte. Irgendwann ab Mitte der 90er mit der Hinzunahme des dritten L gab es Erlebnisse dieser Art nicht mehr und die Demo verkam zu dem, was sie heute ist. Wobei natuerlich auch die Moeglichkeit besteht, dass sich Klaus Peters Sichtweise geaendert hat und der Aufmarsch schon immer das war, was er heute ist. Aber zumindest fehlte ab diesem Zeitpunkt die aktionistische Komponente und damit der Grund fuer eine Teilnahme.

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January 29, 2007

Wie an anderer Stelle schon festgestellt: Diejenigen, die Klaus Peter noch augenscheinlich ‘von frueher’ kennt und die sich heute immer noch auf Szeneveranstaltungen rumdruecken, waren meist die, die damals schon die Loser waren. Unfortunately koennte dies auch Rueckschluesse auf Klaus Peter zulassen.

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February 10, 2007

Anfang und Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts konnte man sich neben einigen anderen Aspekten linksradikaler Streitkultur auch immer des Aufschreis sicher sein, der nach linkem Aktionismus, welcher nicht hundertprozentig rechtstaatlich fundiert war, durch die Szene ging. Dieser erhob sich meist in den Zentren autonomen Daseins oder, in Ermangelung des noch nicht existenten Internet oder webzweinull, im linken Printmedium 'Interim' und hatte, etwas verkuerzt wiedergegeben, drei Kernaussagen: 'Keine kleinen Laeden kaputtmachen !' 'Keine Steine (aus den hinteren Reihen) auf Polizisten werfen !' 'Das war doch gar kein Nazi, der da aufs Maul bekommen hat !' Der oder die aeltere LeserIn erinnert sich sicher. Klaus Peter fuehlte sich damals jener Stroemung Linksradikaler zugehoerig, welche die Autonomen im Allgemeinen und die Interim im Speziellen eher belustigt von aussen betrachtete und dementsprechend geringes Verstaendnis fuer derartig artikulierten Reformismus hegte. Als nach den rassistischen Morden von Solingen die aufgebrachte Kreuzberger Bevoelkerung und Antifaschisten mit Steinen, Aexten und Eisenstangen auf anrueckende Polizisten (in Ermangelung tatsaechlicher Nazis) losging und verschiedene Laeden kurz und klein pluenderte, hatte eine Initiative vorgeblich anstaendiger Kreuzberger Bewohner nichts besseres zu tun, als sich gegen das Beschaedigen 'kleiner Laeden' auszuprechen. Angeblich wuerde damit eine Art Unfrieden im Multikulti-Bezirk gestiftet und das Zusammenleben der verschiedenen Bevoelkerungsgruppen gestoert werden. Dass dieser Frieden eventuell durch das Anzueden tuerkischer Frauen ohnehin beschaedigt war, kam den Kiez-Aktivisten, unter ihnen nicht wenige (Ex-)Linke, nicht in den Sinn. Klaus Peter und Leute aus seinem Umfeld gaben darum, wohl in Opposition zu den verhassten Reformautonomen, variierende interne Parolen heraus, welche als running gag oft bedient wurden, 'Nur die Kleinen!' und die Forderung nach 'einem feigen Steinwurf aus der zwanzigsten Reihe' sind Beispiele dafuer. Paradoxerweise propagierten selbst klassenkaempferisch motivierte Autonome fast immer den Angriff auf aldi, Kaisers, VW oder aehnlich gelagerte Fililalen grosser Ketten, niemals jedoch Aktionen gegen den Yuppieladen von nebenan. Erst mit dem Aufkommen einer Gruppierung namens 'Klasse gegen Klasse' wurde dieses voelkische Commitment aufgeweicht, diese hatte den alternativen Mittelstand ganz klar als Feindbild erkannt und ihre Aktionen waren dementsprechend orientiert. An der Ŕhetorik und der Argumentation dieser Gruppe gibt es natuerlich, aus der Sicht von mehr als 10 Jahren spaeter, durchaus Kritikpunkte. So bediente sie sich, wohl in Anlehnung proletarischer Klassenkampfplakate aus den zwanziger Jahren im Stil von George Grosz der bekannten Groteske des fetten Zigarrenkapitalisten mit Melone. Ein Bild, welchem der tatsaechlich fokussierte Klassenfeind - alternative Yuppies, Karrieristen und Dachetagenbewohner - nun jedoch in keinster Weise entsprach. Um so fraglicher darum, warum sich dieser antisemitischen Stereotype ueberhaupt bedient werden musste, zudem mit einem Schuettelreim als Drohung garniert 'Der Kampf Klasse gegen Klasse kommt auch bald in deine Strasse'.

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February 24, 2007

Fahnen an besetzten Haeusern werden gemeinhin unterschaetzt, zumal diese auf den unkundigen Betrachter auch eher willkuerlich angebracht wirken muessen. Als Klaus Peter in ein solches Haus ein- bzw. vielmehr umzog, flatterte an diesem Haus die Fahne des Hamburger Fussballvereins St. Pauli, welche von einem dort wohnenden Fan angebracht wurde und zu heftigen Protesten eines Teils der Bewohner fuehrte. Schliesslich musste sie wieder entfernt werden, da sich einige Alternative darueber muckierten, der Totenkopf erinnere sie an die Symbolik der Waffen-SS. Da Klaus Peter zu dieser Zeit eher Sympathien fuer den Ostberliner BFC Dynamo hegte, tangierte ihn dieser Streit nur wenig, der frei werdende Platz war aber eine prima Gelegenheit, seine rote Fahne an exponierter Stelle anzubringen. Auch diese erregte den Unwillen der Alternativen, da sie als Symbol der Arbeiterklasse, der SPD, der Gewerkschaften, der gequaelten DDR-Bevoelkerung oder sonstwas herhalten musste. Im Gegensatz zum St. Pauli - Fan besass er jedoch ausreichend Durchsetzungsmoeglichkeit, so dass die Fahne bis zu Klaus Peters Auszug haengen blieb. Ausserdem besass Klaus Peter noch eine Flagge eines nicht naeher bekannten afrikanischen Landes, welche ausgesprochen farbenfroh (hellgruen/gelb/orange?) war und auf der sich eine Feldhacke und eine Kalaschnikow kreuzten. Leider wurde diese irgendwann entwendet, da zu tief angebracht. Seit einiger Zeit ziert dieses Haus die Fahne der Anarchobewegung, welche Rueckschluesse das zulaesst, ist nicht naeher bekannt.

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June 1, 2007

Frueher war alles besser. Klaus Peter suchte erste politische Praxiserfahrungen im Gruenen Netzwerk Arche, einer Art Oekonetzwerk in der Evangelischen Kirche, und Vera Wollenberger engagierte sich schon einige Zeit beim Friedenskreis Pankow. Einig waren Sie sich aber nicht nur in Ihrer Opposition gegen die DDR-Verhaeltnisse, sondern auch in der Bekannschaft zu einer jungen Frau, welches Klaus Peters platonische Freundin war und welche sich im Wollenberger-Friedenskreis engagierte. Klaus Peter verlor den Kontakt zu ihr bereits einige Zeit vor der politischen Wende, so dass ihre Rolle nicht geklaert werden konnte. War doch fast jedes Mitglied im Pankower Friedenskreis gleichzeitig informeller Mitarbeiter des Ministeriums fuer Staatssicherheit und man bespitzelte sich groteskerweise gegenseitig. Dieses Doppelleben fuehrte auch der damalige Ehemann Vera Wollenbergers, bespitzelte seine Frau, welche erst nach der Aufloesung der DDR, der Stasi und des Pankower Friedenskreises davon erfuhr und daraufhin unter anderem ihren Maedchennamen Lengsfeld wieder annahm. Klaus Peter hingegegen wurde lediglich von seinem Vater bespitzelt, es gab also keinen moeglichen Namenswechsel und es fand auch kein ruehrseeliger Seelenstriptease statt, der einer eventuellen politische Karriere in vereinten Deutschland foerderlich haette sein koennen. Natuerlich lag das auch an Klaus Peters mangelhaftem Interesse etablierter Politik, meist mit leichter Tendenz zu Politikverdruss. Ganz anders Vera Wollenberg Lengsfeld. Der urspruenglichen Heimat fast aller DDR Dissidenten, den Ost-Gruenen, kehrte sie 1996 den Ruecken, um in die Partei einzutreten, die sie bis dahin aus wahl- und parteitaktischen Gruenden bekaempfen musste. So griff sie als Mitglied der Gruenen noch Stoiber an, welcher 1992 sich fuer seine Aeusserungen zu einer ‘durchmischten und durchrassten Gesellschaft’ entschuldigen musste. Vera Lengsfeld verteidigt in einem Interview mit der rechtsradikalen ‘Junge Freiheit’ ihren neuen CDU-(Ex)Parteikollegen und Antisemiten Martin Hohmann gegen eine angeblich „inszenierte Treibjagd“. Auch das Problem angeblicher Durchmischung des vereinten Vaterlandes scheint heute fuer Vera Lengsfeld sich aus einem anderen Blickwinkel darzustellen. Antisemitismus in Deutschland ist fuer sie vor allem ein Problem muslimischer Einwanderer, die Mehrzahl antisemitischer Straftaten schreibt sie dieser Personengruppe zu. Unter diesem Aspekt ist auch ihr Engagement gegen den Moscheebau in ihrer alten Heimat Pankow Heinersdorf zu werten. Die Linkliste auf ihrer Website liest sich wie das Who-is-Who antikommunistischer Protagonisten. Wie immer bei allen DDR-Dissidenten darf auch hier der selbstmitleidige Verweise auf eine Inhaftierung nicht fehlen, im Fall Wollenberger uebrigens ganze 2 Wochen U-Haft, bevor sie nach England ausreisen duerfte. Womit sich der Kreis wieder schliesst: Klaus Peter wurde mit einem Fingerzeig in Richtung Stasigefaengnis Hohenschoenhausen von seinem Vater belehrt: ‘Wenn du so weitermachst, kommst du da rein’. Tja, dazu hat es ja dann leider nicht gereicht.

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August 6, 2007

Am 20. April 1991, also zu Hitlers 102. Geburtstag, hatten Nazis zu einem Aufmarsch in die saechsische Landeshaupstadt Dresden mobilisiert, um diesen Tag ihrer Meinung nach wuerdig zu begehen. Dresden stand damals im Ruf der ‘Haupstadt der (braunen) Bewegung’, diesen verdankte sie nicht zuletzt ihrem ehrgeizigen Fuehrer Rainer Sonntag. Der hatte wegen aehnlicher Delikte bereits in der DDR in Haft gesessen und wurde vom Westen freigekauft, um sich dort als verdeckter Ermittler der Kripo zu betaetigen. Nach der Wiedervereinigung baute er die Nazi-Bewegung in Dresden massgeblich auf. In massloser Selbstueberschaetzung des Herrenmenschen beging Sonntag allerdings den taktischen Fehler, sich mit der oertlichen Rotlichtszene anzulegen. Diese fackelte nicht lange und liess den selbsternannten Saeuberer des Vaterlandes am 1. Juni 1991 mittels einer abgesaegten Schrottflinte aus dem Weg und nach Walhalla befoerdern. Fuer die damalige Zeit und besonders fuer Dresden unueblich hatte eine oertliche Initiative zum Protest gegen den Naziaufmarsch und zu einer Gegendemo aufgerufen. In der Neustadt, einem damals stark sanierungsbeduerftigen Gebiet Dresdens - bausubstanziell vergleichbar mit Leipzig Connewitz oder einigen Strassenzuegen Friedrichshains - gab es einige besetzte Haeuser, dort wohnte alternative Bevoelkerung. Allerdings gab es keinen ernsthaften antifaschistischen Widerstand in der braunen Hauptstadt, die Nazis beherrschten die Strassen, auch in der linken Neustadt. Die Ungewoehnlichkeit und Erstmaligkeit des Ansinnens der Dresdner Linken, sich dem Nazimarsch entgegenzustellen, mobilisierte bundesweit Antifa- und Autonomengruppen. Auch Klaus Peters Bezugsgruppe entschloss sich zu einer Expedition nach Elbflorenz. Das Welten aufeinanderprallten, sollte sich bereits im ersten Plenum am Abend vor der Demo in Dresden zeigen. Ein Berliner Frauengruppe wollte das Buendnis verlassen, es kam zum Eklat ob der sexistischen Sprachweise der Dresdner Antifamaenner. Diese befanden sich allerdings bereits zu diesem Zeitpunkt und noch vor Eintreffen des Hauptteils der Berliner Gruppen schon klar in der Minderheit. Ihre gutgemeinten Ratschlaege: ‘Keine Bewaffnung auf die Demo mitnehmen’, ‘Nicht mit den Bullen anlegen’ oder gar ‘Keine Nazis angreifen’ sorgten allenfalls fuer Erheiterung der Plenumsrunde. In dieser Nacht gab es bereits erste Zusammentreffen mit der oertlichen Naziszene und die Dresdner Kameraden machten die ersten persoenlichen Erfahrungen mit dem veraenderten Kraefteverhaeltnis. Die Antifademo, welche sich am naechsten Morgen in Richtung Innenstadt in Bewegung setzte, unterschied stark von heutigen Demos, zumindest aus heutiger Sicht. Es gab einen kleinen Versuch einer Vorkontrolle, welcher allerdings von den geschlossen anrueckenden etwa 200 Berlinern und Berlinerinnen unterbunden wurde. Kurz nachdem sich die Antifademo in Bewegung setzte, traten Nazis in Erscheinung, was es heute in dieser Form vermutlich auch nicht mehr geben duerfte. Diese provozierten einzeln (!) in nur wenigen Metern Entfernung die Antifademo durch entsprechende Rufe oder Hitlergruesse. Der Berliner Block , nennen wir es mal so, obwohl es eigentlich eher ein groesseres Familientreffen war, befand sich am Ende der Demo und attackierte diese Nazis. Fuer das damalige Dresden war das offensichtlich ein ungewoehnlicher Vorgang, so bestaetigten das zumindest oertliche Antifas nach der Demo. Dieses Aggressionsverhalten kontraer zu den oertlichen Gewohnheiten hatte zur Folge, dass die Dresdner Polizei den halbherzigen Versuch unternahm, den Berliner Block einzukesseln und zumindest mit Spalier laufen zu lassen. Halbherzig war dieser Versuch nicht etwa in einer Deskalationsstrategie, sondern in kompletter Unfaehigkeit begruendet. Was sie ausserdem nicht wissen konnte und nun allerdings schnell erfahren sollte: es gab unter den BerlinerInnen eine Absprache, nicht in einem Bullenkessel zu laufen. Dieser haette ein erfolgversprechendes Intervenieren gegen den Naziaufmarsch unmoeglich gemacht. Auf ein Signal hin verliess der gesamte Berliner Block die Demonstration und liess gleichermassen ueberraschte Polizei und Dresdner Demonstranten unter sich. Im Laufschritt wurde nun versucht, die Innenstadt zu erreichen. Allerdings hatte niemand damit gerechnet, dass das bayrische USK sich ebenfalls in der Stadt befand und zur Hilfe gegen die auschwaermende Antifa gerufen wurde. Dieses begab sich nun auf die Jagd auf diese und schnitt den Weg in die Innenstadt ab, so dass nur der Rueckweg in die Neustadt uebrig blieb. Kurz vor Erreichen dieser wurde der Rest der Berliner Ex-Demonstranten von einer USK-Hundertschaft abgefangen und angegriffen. Klaus Peter und seine Bezugsgruppe bevorzugten damals ein Outfit, welches gern als ‘Kirchentagsbesucher’ oder ‘Muttis Liebling’ bezeichnet wurde. Diese nutzte man aus und konnte der Polizei entkommen. Andere BerlinerInnen fluechteten sich allerdings in ein besetztes Haus, da sie dieses fuer sicher hielten. Dieses war aber komplett ungesichert und wurde augenblicklich von der Polizei geraeumt. Alle im Haus angetroffenen wurden verhaftet, bis auf eine Person, welche sich trotz durchsuchender Polizei mehrere Stunden unter einem Schreibtisch versteckte. Die Antifademo konnte uebrigens in die Naehe der Nazis vorruecken, die Polizei musste den Naziaufmarsch daraufhin abbrechen. Klaus Peter war bis etwa Mitte der 90er aus persoenlichen Gruenden sehr haeufig in Dresden. Das geraeumte Haus wurde kurze Zeit spaeter wieder besetzt und ist heute eines der ueblichen Projekte in der alternativen Neustadt. Nach dem Tod Rainer Sonntags wurde es ruhiger um die ‘Hauptstadt der Bewegung’.

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December 19, 2007

Die rassistischen Pogrome von Rostock-Lichtenhagen werden gemeinhin als Ausgangspunkt einer Reihe aehnlicher Ausschreitungen und Anschlaege auf Nichtdeutsche im gerade wiedervereinigten Deutschland Anfang der 1990er beschrieben. Vergessen wird dabei, dass diese massiven Angriffe in einige Orten Brandenburgs und in Ostberlin begannen und im saechsischen Hoyerswerda im September 1991, ein halbes Jahr vor Lichtenhagen, ihren vorlaeufigen Hoehepunkt fanden. Die deutsche Bevoelkerung griff ein Arbeiterwohnheim an, welches hauptsaechlich von Menschen aus Mosambique bewohnt wurde. Diese waren als VertragsarbeiterInnen auf Grund eines Staatsvertrages in die DDR gekommen und arbeiteten dort im Braunkohlebergbau. Mit der Abwicklung der volkseigenen Betriebe benoetigte die ohnehin latent rassistische ostdeutsche Einwohnerschaft ein Ventil, man vermutet in den Vertragsarbeitern Konkurrenten um die letzten verbliebenen Arbeitsplaetze der maroden Staatswirtschaft und macht ihrem Unmut mittels Steinwuerfen auf die Unterkuenfte der ehemaligen Kollegen Luft. Den ersten Steinwuerfen folgten tagelange Ausschreitungen und Auseinandersetzungen um das Heim zwischen rassistischer Anwohnerschaft und der unwilligen und ueberforderten oertlichen Polizei, welche mit der ‘Evakuierung’ der VertragsarbeiterInnen endeten, welches auch hier die ethnische Saeuberung einer Stadt bedeutete. Mit diesem Vorfall begann auch die Politik antirassistischer und antifaschistischer Gruppierungen, mit moeglichst breiten gesellschaftlichen Buendnissen in die entsprechenden Ortschaften zu reisen und dort eine politische Manifestation abzuhalten. Diese fand ueblicherweise im Anschluss an die Pogrome statt und der tatsaechliche Wert war, im Nachhinein betrachtet, gegen Null. So mobilisierte auch Berliner Gruppen am Wochenende nach der Raeumung der Wohnheime zu einer antirassistischen Grossdemonstration. Klaus Peter arbeitete zu dieser bei einem Westberliner Kollektiv im Besitz der Belegschaft, deren linksalternative Mitarbeiter neben biologischem Fruehstueck, TAZ-Abo und maessigem Stundenlohn auch das Verbringen gemeinsamen Abenden im Kreuzberger ‘Elephanten’ verband. Alles Dinge, die Klaus Peter stillschweigend boykottierte. An einem dieser Weizenbier-Abende muss wohl die gemeinsame Teilnahme an der Hoyerswerda-Demonstration beschlossen worden sein. Klaus Peter, welchen die Kreuzberger Alternativen als ihren Quotenzoni gern mit auf die Reise nehmen wollten, musste sich nun eine sehr gute Ausrede einfallen lassen, um der gemeinsamen Fahrt mit dem Firmenbus zu entgehen. Der Ueberlieferung nach soll er waehrend der ganzen Demonstration vollvermummt gewesen sein, nicht aus Angst vor Nazis oder staatlicher Repression, sondern als Schutz vor Entdeckung durch seine Kollegen. Diese waren wie viele Andere mit Reisebusse und Autos vom gemeinsamen Treffpunkt auf einem Schoenefelder Parkplatz im Konvoi nach Hoyerswerda gekommen. Klaus Peters Bezugsgruppe und andere reisten in Privatautos auf einer anderen Strecke an. Bis auf ca. 5 Mitglieder der oertlichen (SED-)PDS, welche mit DDR-Fahnen zur Demo anrueckten, schlossen sich uebrigens der Demonstration keine Hoyerswerdaer Einwohner an. Diese bewegte sich als Fremdkoerper durch das Plattenbaugebiet. Hier sollte auch die Premiere dessen stattfinden, was spaeter die rassistische Einwohnerschaft einiger ostdeutscher Orte erfahren musste. In kleineren Gruppen bewegten sich Vermummte durch die Innenhoefe der Plattenbauten und zogen das Eigentum der Rassisten in entsprechende Mitleidenschaft. Durch diese Art Abstrafung sollte der Versuch unternommen werden, rassistische Uebergriffe nachhaltig zu stoppen. Bereits im Anschluss einer dieser Aktionen zeigte sich die Spaltung innerhalb der angereisten Antirassisten. Mehrere Demonstranten griffen andere Teilnehmer des Aufzuges an, um diese an der Zerstoerung von Hoyerswerdaer Personenkraftwagen zu hindern. In diese Auseinandersetzung geritt auch Klaus Peter und wurde als, aus oben erwaehnten Gruenden Vermummter, von einem Antirassisten fuer einen Gewalttaeter gehalten und mit einem Knueppel und dem Ruf ‘Keine Gewalt’ angegriffen. Ein Filmteam aus einem exbesetzten Friedrichshainer Haus, welches die Ereignisse festhalten wollte, geriet ebenfalls in den Tumult und bezichtigte spaeter Personen aus Klaus Peters Umfeld der Zerstoerung ihres Equipments. Diese Auseinandersetzung innerhalb der Demonstration kulminierte wenig spaeter an eine Polizeikette, die den Zugang zu den geraeumten Wohnheimen versperren sollte. Die dort aufgestellten Polizeieinheiten wirkten aus heutiger und wohl auch damaliger Sich ausgesprochen laecherlich und konnten wohl kein ernsthafter Versuch gewesen sein, mehrere hundert aufgebrachte Gewalttaeter stoppen zu wollen. Einen wirklich ernsthaften Versuch unternahmen jedoch die autonomen Hilfskraefte der Staatsmacht, welche sich einerseits schuetzend vor diese stellten und ausserdem erneut Personen angriffen, in denen sie Gewalttaeter vermuteten. Auf beiden Seiten wurden dabei Schlagwerkzeugen eingesetzt und die Demonstration mussste sich auf Grund dieser Geschehnisse von der Polizeisperre zurueckziehen. Die Demonstranten begaben sich im Anschluss auf einem anderen Weg Richtung des Zentrums von Hoyerswerda, vermutlich weil dort Rassisten vermutet wurden. Auf einem Balkon schwenkte ein aeltere Mann eine rote Fahne und reckte die Faust zum Gruss der Arbeiterklasse. In einigen Dokumentation wird dieses Bild als repraesentativ fuer die Verbundenheit der Hoyerswerdaer Bevoelkung mit den Antirassisten gezeigt, allerdings war es die einzige Beifallsbekundung von ausserhalb waehrend der gesamten Demonstration. Nach einigen hundert Metern traf der Aufzug erneut auf eine Polizeisperre, diesmal jedoch aus BGS-Einheiten mit Wasserwerfern. Diese beendeten jeglichen Diskussion innerhalb der Demonstration, in dem sie direkt beim Erscheinen dieser mit den Wasserwerfern in die ersten Reihe schossen. Das Gegenteil der vermutlich erwuenschten Wirkung war der Fall; der militante Teil der Demonstranten gewann die Initiative. Es folgten mehrere Stunden heftige Auseinandersetzungen. Einige Gruppen von Antifas konnten die Polizeisperre durchbrechen oder umgehen und trafen im Stadtzentrum tatsaechlich auf einige unglueckliche Nazis. Ebenfalls recht ungluecklich traf es einige schlecht ausgeruesten Ortspolizisten, welche sich ohne Schutzkleidung und im Barkas, eine Art DDR-Bulli, zur Verteidigung von Nahverkehrsbussen entschlossen, welche im Hinterland der eigentlichen Auseinandersetzungen einer antifaschistischen Bestrafung zum Opfer fielen. Als Klaus Peter am folgenden Montag bei seinem Kreuzberger Arbeitskollektiv erschien, waren dort auch die mehr oder weniger erregten Kollegen. Sie hatten gemeinsam mit Anderen versucht, in die erwaehnten Auseinandersetzungen einzugreifen und Gewalttaeter, deren Ziel es ihrer Meinung nach war, die politische Manifestation zu diskreditieren, zu stoppen. Einer der Kollegen konnte auch einen ordnungsgemaessen Cut an der Stirn als Beweis seiner Ehrenhaftigkeit vorzeigen. Waehrend Klaus Peter sich der Diskussion besser enthielt, wurden die wildesten Spekulationen geaeussert, woher denn die ‘Bauhelmfraktion’ wohl gekommen sein koennte. Die Szenekenner waren sich lediglich darin einig, dass es keine Berliner gewesen sein konnten. Die Auseinandersetzungen auf der Hoyerswerdaer Demo und die nachfolgenden Diskussionen, welche oeffentlich in der Szenepostille ‘Interim’ ausgetragen wurden, fuehrten zu einem tiefen und nachhaltigen Bruch in der Berliner Antifaszene.